Wolfer / Film 2 / Ina Valeska

Die Spinnerei eröffnet ihre Herbstsaison. Und das mit einem Zweitäger. Am Freitag rütteln Stromgitarre und Schlagzeug den Staub aus den Ritzen – es wird laut.

Welche Emotionen suchen uns heim, nachdem wir erkannt haben, dass das menschliche Streben nach Sinn in einer sinnleeren Welt vergeblich bleiben muss? Wut, Angst, Traurigkeit? Sehr wohl. Doch haben wir diese Jammertäler einmal durchlaufen, gelangen wir an einen neuen Ort. Hier darf die Wut heitersein, die Angst furchtlos und die Traurigkeit befreiend. Musikalisch schöpfen Wolfer Energie aus ebendiesen Spannungsfeldern und verstehen Humor dabei stets als Antidot ihres eigenen Weltleidens. Die Gitarre heult über die knurrenden Bass Riffs; der Sound ist hell und klar, oder aber verzerrt, breit und abgrundtief. Der Gesang bricht mit herausfordernder Dringlichkeit durch das Soundgewölk. Melodisch und rhythmisch sind Wolfer launenhaft und unberechenbar unterwegs, stets auf der Suche nach einem Funken Wahrhaftigkeit.

Der Nabel kann nicht warm sein, ohne dass es zieht. Film 2 ritzt sich dafür die
Ehrlichkeit von den Knochen, das Flüchtige braucht Zeit, das Laute die Stille.
Sperrige Stromgitarren verkuppeln den Weltschmerz, krautige Rhythmen
umarmen den Noise, das Geschnetz glitzert. Vibrierend und ekstatisch sind
ihre Konzerte, genauso kantig wie einfühlsam, ein gemeinsames Ritual für die
Verletzlichkeit. Das Trio bläst Feuer in den Bauch und Nebel ins Gesicht, lässt
Raum für Einkehr und schenkt Energie für die Trance. Film 2 ist Dämmerung in
beide Richtungen, feucht, trunken und glimmernd. Alles ist Nichts und Alles
ist Nichts.

Dunkel und wuchtig, verwoben und sphärisch – Ina Valeska lässt die Zuhörenden in ihre Sammlung eintauchen. Nimmt sie mit, verwirrt, verführt, zerzaust, ohne sie dabei zu verlieren.

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